Die Pfarrkirche St. Cyriakus in Niedermendig

Pfarreiengemeinschaft – Mendig – Pfarrei St. Barbara Mendig
Pfarrer Dr. Artur Schmitt
Kirchstrasse 20
56743 Mendig

Tel. 02652 / 98 95 67
Fax: 02652 / 98 95 69
Internet: www.st-barbara-mendig.de
E-Mail: pfarrei@st-barbara-mendig.de

Öffnungszeiten des Pfarrbüros:
Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr
Montag und Donnerstag von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Die jeweilige Gottesdienstordnung ist auf der Homepage einzusehen.

Ein Schmuckstück der Stadt Mendig, im Stadtteil Niedermendig gelegen, ist die Kirche St. Cyriakus, deren alter und neuer Bau ein seltenes, harmonisches Ensemble bilden.

Die alte Kirche ist dem heiligen Cyriakus von Rom geweiht, der als einer der 14 Nothelfer und als Patron gegen Versuchung und Besessenheit bekannt ist, sowie auch als Patron der Schwerstarbeiter, weshalb er von den Bergleuten und Steinhauern in Mendig besonders verehrt wurde.

Bei der alten Pfarrkirche handelt es sich um eine spätromanische, dreischiffige Pfeilerbasilika, die gegen Ende des 12. Jahrhunderts – zwischen 1166 und 1186 erbaut wurde. Aus dem Jahre 1216 stammen die ersten beiden Geschosse des Westturms, der 1474 um die beiden oberen Stockwerke erhöht und mit einem spitzen Helm gedeckt wurde, was durch eine Inschrift an der Aussenmauer belegt wird. Um 1460 wurde an den Chor noch eine gotische Kapelle angebaut.
Die Auswertung dendrochronologischer Untersuchungen im Jahre 2007 der Hölzer des Dachstuhles und der im Mauerwerk der alten Kirche verbliebenen Hölzer bestätigten die bislang auf stilistischen Vergleichen basierende Datierung der alten Pfarrkirche.
Während des Dreissigjährigen Krieges erlitt die Kirche Beschädigungen und 1620 beschädigte ein Brand den Turm.
Bis zum Jahre 1802 war St. Cyriakus eine Eigenkirche des Trierer Domkapitels.
Die Außenmauern der alten Kirche sind verputzt. An der gotischen Kapelle, die anstelle der Südapsis errichtet wurde, heben sich die schwarzenQuader der Strbepfeiler aus Basaltlava ab. Die Ostwand ist in drei Blendbögen über Lisenen gegliedert. In den mittleren Rundbogen ist ein wiederum rundbogiges Fenster aus barocker Zeit eingeschnitten, deren äußere Bögen wie ein Kleeblatt gestaltet sind. Das Motiv des Kleeblattbogens wurde vermutlich von der Basilika St. Kastor in Koblent übernommen.. Ein weiterer Kleeblattbogen umspannt drei in den Giebel eingeschnittene Rundbogenfenster.
Vier paarweise angeordnete Rundbogenfenster gliedern den oberen Teil des Langhauses. Im südlichen Seitenschiff befindet sich ein romanisches Eingansportal. Die Eichentür mit ihren Eisenbeschlägen ist spätromanisch. Die barocke Türrahmung stammt aus der Zeit um 1717, ebenso die Inschrift: Hingeht das Leben, herkombt der Tot, o Mensch thue recht vnd forchte Gott.
Der Innenraum der hoch gewölbten alten Pfarrkirche ist mit aussergewöhnlich reichen und hervorragend erhaltenen Wandmalereien aus der Erbauungszeit sowie aus dem 13. bis 15. Jahrhundert ausgestattet. In großer Vielfalt spiegeln die Bilder die Glaubenswelt der Menschen jener Zeit und sind ein seltenes Dokument der Malerei der frühen Gotik am Mittelrhein und in der Eifel.
Diese mittelalterlichen Wandmalereien wurden bei Renovierungsarbeiten in den Jahren 1886 bis 1888 entdeckt und sind erst seit 1897 wieder vollständig freigelegt.
Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch die Darstellung einer „Anna selbdritt“ aus der Zeit um 1470 auf der Innenseite des linken vorderen Pfeilers gefunden. „Anna selbdritt“ bezeichnet in der christlichen Kunst eine Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesusknaben und gehört zu den Andachtsbildern, die sich im späten Mittelalter besonders häufig und vielgestaltig in Deutschland herausgebildet haben.
Diese wertvolle Malerei wurde in den Jahren 1950 und 2006 erneut restauriert.
Weitere Malereien zeigen den um 1250 entstandenen, 6 Meter hohen heiligen Christopherus, der den erwachsenen Christus trägt, an der Süd- und Nordwand die zwölf Aposteln und eine eindrucksvolle Darstellung des Jüngste Gerichts über dem Chorbogen. In zwei Bildern wird der heilige Jakobus dargestellt: einmal dar, einmal mit Jakobspilgern in Santiago de Compostela, die von Jakobus gekrönt werden, und einmal mit Karl dem Großen; diese Darstellungen sollten offenbar zu Pilgerfahrten auffordern oder an Pilgerfahrten erinnern.
Das älteste Ausstattungsstück der Kirche ist der romanische Hauptaltar, der sich heute im südlichen Seitenschiff befindet. Auf ihm steht eine Pietà aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. In die Westwand des Mittelschiffes und in den Boden sind mehrere Epitaphien aus Basaltlava eingelassen, die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Epitaphien bezeichnen ein Denkmal, das in einer Kirche oder ihrem Umfeld an einen oder mehrere Verstorbene erinnert.
An der Scheitelwand des Chores der alten Kirche befindet sich ein Kreuzigungsbild. Es besteht aus einem Kreuz von 1620 und einem von Peter Brühl 1621 signierten Gemälde, das Maria und Johannes zu beiden Seiten des Kreuzes darstellt.
In einer Vitrine, die im Jahre 2008 in einer Nische der alten Kirche eingerichtet wurde, sind in wechselnder Ausstellung sakrale Ausstattungsstücke verschiedenster Epochen zu besichtigen.

Die alte Pfarrkirche wurde in den Jahren 1852 bis 1857 mit einem neugotischen Bau an der Nordseite nach Plänen des Kölner Domwerkmeisters Vinzenz Statz erweitert.
Der Anbau wurde am 22. September 1857 geweiht und wie die alte Kirche unter den Schutz des heiligen Cyriakus gestellt. Als zweite Patronin wurde die heilige Barbara gewählt, die als Patronin der Bergleute gilt – eine schlüssige Wahl der Arbeiter in den Mendiger Bergwerken und Layen.

Sowohl an der Aussenfassade als auch im Innenraum dominiert die Mendiger Basaltlava, die Mendig wirtschaftliche Bedeutung und Aufschwung gebracht hat. Die weiträumige neue Kirche ist in ihrer Gestaltung an die Kölner Minoritenkirche angelehnt. Von der neogotischen Ausstattung ist bedauerlicherweise wenig erhalten. Den Raum prägen heute die vorwiegend abstrakten Glasfenster des Trierer Künstlers Reinhard Heß aus den Jahren 1960 bis 1971.
In der neuen Kirche finden sich zahlreiche historische Ausstattungsstücke.
Blickpunkt ist die romanische Altarmensa, der spätgotische Flügelaltar mit einem Altartriptychon vom Niederrhein aus der Zeit um 1490 und vier kleineren Bildtafeln als Predella. Das Triptychon zeigt Christus auf dem Weg zur Kreuzigung, die Beweinung Christi vor dem Kreuz und die Auferstehung Christi. Die Rückseiten der Außenflügel zeigen die Heiligen Laurentius, Genoveva von Paris, Maria und Sebastian. Die kleinen Bildtafeln aus der Schule des Geertgen tot sint Jans zeigen Szenen aus der Kindheit Jesu.

Der links vom Altarraum befindliche Marienaltar ist mit einer barocken Statue der Gottesmutter geschmückt, der „Madonna in den Strahlen“.

Pfarrkirche St. Cyriakus, Darstellung des hl. Christophorus, zweite Hälfte 13. Jahrhundert

Pfarrkirche St. Cyriakus, drei Apostel, Matthias mit dem Beil, Bartholomäus mit abgezogener Haut, weiterer Apostel mit Schwert und Buch

Pfarrkirche St. Cyriakus, Darstellung eines Ritters, um 1300

Pfarrkirche St. Cyriakus, Jüngstes Gericht, zweite Hälfte 13. Jahrhundert