Die Pfarrkirche St. Genovefa in Obermendig

Pfarreiengemeinschaft – Mendig – Pfarrei St. Barbara Mendig
Pfarrer Dr. Artur Schmitt
Kirchstrasse 20
56743 Mendig

Tel. 02652 / 98 95 67
Fax: 02652 / 98 95 69
Internet: www.st-barbara-mendig.de
E-Mail: pfarrei@st-barbara-mendig.de

Öffnungszeiten des Pfarrbüros:
Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr
Montag und Donnerstag von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhrtag

Die jeweilige Gottesdienstordnung ist auf der Homepage einzusehen.

Die Besiedlung um Mendig ist durch prähistorische Funde bis ins 5. Jahrtausend vor Christus belegt. Vor allem Ausgrabungen aus keltischer, römischer und fränkischer Zeit geben Einblicke in Lebensweise, Kultur und Religion der hier lebenden Menschen. Urkundlich erwähnt wurde Over-Mendich 1041 n.Chr.
Im 12. Jahrhundert wurden in Dokumenten und Urkunden des Florinstiftes Koblenz, des Klosters Dünnwald bei Köln und der Abtei Maria Laach Obermendig und seine Pfarrei erwähnt. Die Kirche hat als einziges Gotteshaus in Deutschland die hl. Genovefa als Schutzpatronin. Sie lebte im 5. Jahrhundert in Paris. St. Geneviéve wird in Frankreich als Segensbringerin der Armen, Retterin der Bedürftigen, Friedensstifterin ihres Volkes und Vorbild bedingungsloser Christusnachfolge hoch verehrt.
Die Anfänge der jetzigen Kirche gehen in das 12. Jahrhundert zurück. Erhalten ist davon noch der romanische Westturm. 1249 wird die Kirche in einem Schreiben an Pastor Richwin dokumentiert.
1365 ist der Baubeginn einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche. Aus dieser Zeit stammen zwei Konsolenfiguren im rechten Seitenschiff – ein Apostel mit Buch und ein Engel mit Kreuz. Dass die Kirche ausgemalt war, bezeugen die Fresken der Hl. Barbara und eines unbekannten Heiligen (vielleicht St. Jakobus).
In unserer Gegend einmalig in dieser Größe ist die Ölbergszene aus spätgotischer Zeit, die sich an der äußeren Nordwand der Kirche befindet. Unter einem Netzgradgewölbe, das in zwei gotische Spitzbögen übergeht, sieht man die bewegende Geschichte der Todesangst Jesu, seine schlafenden Jünger und Judas, der sich mit Soldaten zum Verrat Christi nähert. Die aus Tuff gefertigten bemalten Figuren sind meisterlich ausgeführt und bewegen durch ihre Ausdruckskraft.
Im Inneren der Kirche stammen die Figuren zum großen Teil aus dem 17. und 18. Jahrhundert – der Zeit des Barocks: Der hl. Nepumuk in der Nische des Beichtstuhls, die Schutzpatrone St. Genovefa und St. Laurentius an den Pfeilern des Altarraumes und Maria vom Siege in der Apsis des rechten Seitenschiffs.
1823 zerstörte eine verheerende Feuersbrunst einen großen Teil Obermendigs, wobei der romanische Turm beschädigt wurde. Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung so stark, dass die Kirche zu klein wurde. 1879 erfolgte die Grundsteinlegung für eine neue Kirche. Friedrich von Schmitt, der Erbauer des Wiener Rathauses u. a. planten die Kirche. Er benutzte sehr einfühlsam Bauelemente der alten gotischen Kirche. Ein Querschiff wurde hinzugefügt und das Mittelschiff erhöht. Nun war die Kirche eine Basilika.
Der Innenraum des Gotteshauses vermittelt durch seine klare, schnörkellose Architektur Geborgenheit. Basalt und Tuff, das heimische Material, ergänzen sich harmonisch. Allein die Verschiedenheit der Gewölbe – Kreuzgewölbe im Mittelschiff, Netzgewölbe in den Seitenschiffen und Sterngewölbe im Altarraum – zeugt von der Meisterschaft der Steinmetze Mendigs. Hervorzuheben ist der Bildhauer Peter Mittler d.Ä., der die Engels- und Apostelkonsolen der Seitenschiffe gefertigt hat.
Der neugotische Hochaltar wurde von dem Bildhauer Ernst aus Koblenz gefertigt und 1881 aufgestellt. Mit seinen reichen vergoldeten Schnitzelementen und Türmchen ist er ein Hinweis  auf die heilige Stadt Jerusalem. Sein Thema ist das Leiden Jesu.
Die unteren größeren Reliefs zeigen die Gesätze des Schmerzhaften Rosenkranzes. Die vier Brustbilder darüber stellen die Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel dar, die in ihren Visionen auf den leidenden Erlöser hinweisen. Oben in den Türmchen stehen die Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor, die das Kreuzopfer Jesu in ihren Werken erläutern. Die Apostel Petrus und Paulus – Verbreiter des Christentums in der römischen Welt – stehen neben der Kreuzigungsgruppe. Gekrönt wird die gesamte Komposition von einer Herz-Jesu-Figur. Sie drückt aus, dass das Leiden des Herrn in der mitteilenden Liebe zu den Menschen endet.
In der Verlängerung des rechten Seitenschiffs befindet sich die Kapelle zum Gedenken der Gefallenen der beiden Weltkriege. Das Altarbild der Pieta wurde nach altem flämischen Vorbild 1922 von den Gebr. Port geschnitzt und aufgestellt. Die Totenklage der Muttergottes steht für die Klage aller Hinterbliebenen über die Gefallenen, Ermordeten und Getöteten.
Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche in den Jahren 1957/58 und 1974/79. Fenster wurden erneuert, der alte Kreuzweg durch Bronzereliefs ersetzt und Heiligenfiguren wurden aus dem Gotteshaus entfernt. Der Volksaltar unter der Vierung bekam eine zentrale Rolle im Gottesdienst. Das Genovefakreuz – ein Löffelkreuz von Clais Beligen aus dem Jahre 1462 – wurde im linken Teil des Querschiffs aufgestellt. In ihm sind die Reliquien der hl. Genovefa aufbewahrt.
Nicht zu Unrecht ist die Gemeinde stolz auf dieses architektonische Juwel im oberen Stadtteil Mendigs.